12/07/2024 von Tobias Langer
SCHLAU Hildesheim - Bildung und Aufklärung
In dieser Woche hatten wir besuch von einer netten Person von SCHLAU Hildesheim e.V.
Das ist ein Bildungs- und Aufklärungsprojekt zu geschlechtlicher Identität und sexueller Orientierung und ist Teil des Landesverband SCHLAU Niedersachsen e.V. Die lokalen SCHLAU Projekte leisten die Bildungs- und Aufklärungsarbeit vor Ort und werden durchgehend ehrenamtlich getragen.
In diesem Blogbeitrag wollen wir mal auf der Webseite des Projekts schauen was SCHLAU genau macht.
Was ist SCHLAU?
SCHLAU ist ein Bildungs- und Antidiskriminierungsprojekt zu geschlechtlichen Identitäten und sexuellen Orientierungen. In Workshops mit Schulklassen, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bieten ehrenamtliche Teams die Möglichkeit, mit jungen lesbischen, schwulen, bi, trans*, inter* und queeren Menschen ins Gespräch zu kommen. Mittels pädagogischer Methoden und evaluierter Konzepte führt SCHLAU niedrigschwellig und unaufgeregt in die Themengebiete ein. Sie sprechen dabei über Lebenswirklichkeiten und Biografien, das eigene Coming-Out, Diskriminierungserfahrungen sowie Vorurteile und Rollenbilder.
Ziele von SCHLAU
- Vorurteile und Klischees erkennen und reflektieren
- Sensibilisieren für die Lebenssituation von jungen LSBTIQ*-Personen
- Diskriminierung sichtbar und ihre Mechanismen methodisch erfahrbar machen
- Physischer und psychischer Gewalt vorbeugen
- Gespräche ermöglichen und gesellschaftliche Vielfalt sichtbar machen
- Respekt und Akzeptanz von geschlechtlicher und sexueller Vielfalt fördern
- Kompetenzen für ein Engagement gegen Homo- und Trans*phobie vermitteln
- Jugendlichen und jungen Erwachsenen Mut machen für einen selbstbewussten Umgang mit ihrer sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität
SCHLAU in Hildesheim
SCHLAU Hildesheim ist relativ neu. Aus einem kleinen “Wir bräuchten doch eigentlich mal ein SCHLAU Hildesheim” zwischen zwei Teamenden aus Hannover, hat sich innerhalb eines halben Jahres ein Lokalprojekt entwickelt. SCHLAU Hildesheim wurde im April 2018 mit einer Gründungsveranstaltung ins Leben gerufen. In Hildesheim gibt es noch kein Queeres Zentrum und auch sonst wenig strukturelle Unterstützung für LGBT*QI Lebensrealitäten. Von Anfang an war also klar, dass ein Verein nötig ist, um unabhängig agieren zu können und Hildesheim bunter werden zu lassen. SCHLAU Hildesheim ist also bald schon ein Verein, für und von queeren Menschen in der kleinsten Großstadt des Landes.
Hintergrund
Zwischen fünf und zehn Prozent aller Menschen sind nach Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung schwul, lesbisch, bi oder trans*. Statistisch gesehen sind das ein oder zwei Jugendliche in jeder Schulklasse. Unverständnis, Ausgrenzung und sogar Gewalt sind Erfahrungen, von denen die meisten betroffenen Jugendlichen berichten – wohl auch, weil in deutschen Klassenzimmern über sexuelle Orientierung und Geschlechteridentitäten kaum gesprochen wird.
Das Deutsche Jugendinstitut veröffentlichte im Herbst 2015 erstmals eine bundesweite Studie (Link zur Studie) zur Lebenssituation von lesbischen, schwulen, bi, trans* und queeren (LGBTIQ*) Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Ergebnisse sind eindeutig:
- Acht von zehn befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen erfuhren auf Grund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität Diskriminierung. 55 Prozent der Befragten erlebten diese im schulischen Kontext.
- 61 Prozent der Befragten gaben an, sich vor einem Coming-Out im schulischen oder beruflichen Kontext zu fürchten. Ein Coming-Out während der Schulzeit vermeiden die meisten Menschen aus Angst vor Ausgrenzung und Mobbing.
- Im Unterricht wird das Thema LGBTIQ* häufig nicht angesprochen. Positive Beispiele und Vorbilder für Jugendliche sind selten. Auf Schimpfworte oder offene Anfeindungen wurde nur von 57 Prozent der Lehrkräfte reagiert.
Auch SCHLAU-Teamer_innen haben oft ähnliche Erfahrungen in ihrer eigenen Schulzeit gemacht. Für die meisten von ihnen Motivation genug, LGBTIQ*-Themen mit Schulklassen im Rahmen der Workshops anzusprechen. Ganz nach dem Motto: Mit uns reden, statt über uns!